Nun ist es schon eine Weile her, als ich das letzte Mal in den Blog geschrieben habe. Leider konnte ich - wie befürchtet - in Myanmar das Internet nicht wirklich effizient nutzen. Die Internetverbindungen sind extrem langsam und der Strom fällt an manchen Orten oft aus. Das Schreiben im Blog würde sowieso nur zu einer "Wutprobe" werden. Ausserdem sind etliche Seiten blockiert.
Ich habe mir vor der Reise nach Myanmar einige Gedanken darüber gemacht, ob ich dieses Land - das von einer Militärdiktatur geführt wird - überhaupt besuchen möchte. Ich bin sehr froh darüber, mich für die Reise nach Myanmar entschieden zu haben und ich würde jedem, der sich dieselben Gedanken macht raten, das Land auf jeden Fall zu besuchen. Jedoch sollte man seinen Reisestil anpassen, so dass das investierte Reisebudget möglichst der Lokalbevölkerung (und nicht dem Regime) zugute kommt. Pauschaltouren durch Myanmar (wie sie leider sehr häufig gemacht werden) sind somit nicht zu empfehlen, denn dadurch verliert man endgültig die Kontrolle über das investierte Geld. Zudem sollten staatliche Hotels sowie einige Transportmittel gemieden werden - der Zugverkehr wird beispielsweise zu 100% von staatlicher Hand geregelt. Will man sich die bekanntesten Sehenswürdigkeiten anschauen, so bezahlt man oft einen Eintrittspreis, welcher leider auch an den Staat geht. An einigen Orten kann man diese Eintritte "umgehen". Wenn jedoch etwa 80% des in Myanmar ausgegebenen Geldes der Lokalbevölkerung zugute kommt, ist dies immer noch eine gute Investition - somit landet nur etwa jeder fünfte Dollar in staatlicher Hand. Jedoch ist es kaum möglich, zu sagen, wie viel die Bevölkerung sonst noch von ihrem Hab und Gut dem korrupten Regime abgeben muss.
Myanmar ist ein sehr stark vom Buddhismus geprägtes Land und dementsprechend sind die Hauptattraktionen die etlichen Tempel, Stupas, Buddhas etc. Wer sich überhaupt nicht dafür interessiert, sollte nicht nach Myanmar fahren. Wer sich allerdings nur ein wenig für diese Bauwerke und die Kultur in diesem Land begeistern kann, wird nicht enttäuscht sein. Ein weiterer Grund, um nach Myanmar zu gehen sind die Menschen - ich habe noch nirgens in Asien so ursprünglich nette, freundliche und interessierte Menschen erlebt. Deshalb lohnt es sich immer wieder, mit der Lokalbevölkerung in Kontakt zu treten und evtl. in einem "Teahouse" ein paar Worte zu wechseln - die Einheimischen sind wirklich sehr froh, wenn sie mit Ausländern reden können, denn die allermeisten waren noch nie in einem anderen Land und aufgrund der fehlenden Meinungs- und Pressefreiheit kommen nur wenige ("gefilterte") Informationen aus Regionen jenseits der Grenzen Myanmars in das Land.
Yangon
Yangon, die ehemalige Hauptstadt Myanmars, ist zugleich der Start- und Endpunkt der Reise. Dies ist kaum zu vermeiden, da gemäss den momentanen Einreisebestimmungen die Einreise über den Landweg nicht möglich ist.
Ich verbrachte zuerst rund drei Tage in Yangon, um mir die Sehenswürdigkeiten der Stadt etwas genauer anzusehen und die Weiterreise zu organisieren. Zudem musste ich Geld wechseln. Ausser den Hotels wird fast alles in "Kyats" - der offiziellen Währung Myanmars - bezahlt. Ich musste etwas viel Bargeld in das Land mitnehmen, da es in Myanmar keine Geldautomaten gibt. Nach dem Wechseln meiner US-Dollars hatte ich einen Sack voller Geld. Für 300 US-Dollars erhielt ich 255'000 Kayats, aufgeteilt in 1000-er Scheine - na toll!
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100 US-Dollars gewechselt! |
Die wunderschöne Shwedagon-Pagode ist die Hauptattraktion in Yangon und zugleich der Nationalstolz Myanmars. Die Pagode misst 98 Meter und ist mit purem Gold sowie Diamanten und Edelsteinen geschmückt. Rund um die Pagode befinden sich viele kleinere Pagoden, Tempel und Buddhas. Leider gelang es mir nicht, die fünf Dollar "government fee" zu umgehen - die vielen "Aufpasser" fangen jeden Touristen ab, der versucht, den regulären Eingang zu benutzen. Dennoch gehört diese religiöse Stätte zu den Orten, die man in Myanmar einfach gesehen haben muss.
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Shwedagon Paya |
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Shwedagon-Putzmannschaft |
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Shwedagon Paya by Night |
An einem anderen Tag habe ich mich über den "Yangon River" auf die andere Seite des Flusses gewagt. Kaum ist man über dem Fluss, so befindet man sich schon in einer anderen Welt. Die Lebensweise der Menschen auf der anderen Flussseite ist sehr unterschiedlich im Vergleich zur "Stadtseite". Mit einem "Trishaw" (Fahrrad mit Seitenwagen) hat mir ein "Local" die Gegend gezeigt. Er hat mich zu einem Kloster für Waisenkinder gebracht, wo mich ein Mönch zum Essen eingeladen hat - leider konnte dieser kein Wort Englisch, so dass wir nur mit Hilfe des bruchstückhaften Englisch des Trishaw-Fahrers ein paar wenige Worte austauschen konnten. Er hat mir dann noch die Schule gezeigt und ich durfte bei einer Mathematik-Lektion zuschauen.
Mandalay
Mit dem Nachtbus fuhr ich von Yangon nach Mandalay, wo ich weitere vier Tage verbrachte. Die Fahrt dauerte rund zehn Stunden und an Schlaf war leider nicht zu denken. Dennoch war ich überrascht über die sehr guten Strassenverhältnisse und die Raststätten unterwegs - da hat die Regierung kräftig finanziert.
In Mandalay galt es, das "Zehn-Dollar-Ticket" zu umgehen. Dieses muss für mehrere Sehenswürdigkeiten in Mandalay gekauft werden, unter anderem für den "Mandalay Palace". Jedoch würde ich niemandem empfehlen, dieses Ticket zu kaufen, da das Geld direkt in die Staatskasse fliesst und nicht zum Unterhalt der Sehenswürdigkeiten benutzt wird. Der "Mandalay Palace" wurde beispielsweise von Zwangsarbeitern restauriert bzw. nachgebaut. Von diesem Palast habe ich somit nur die Schutzmauern mit den Wachtürmen gesehen. Diese quadratisch angeordneten Schutzmauern messen pro Seite rund zwei Kilometer. Wenn man sich einen guten lokalen Führer schnappt und sich mit anderen Reisenden austauscht, so findet man ziemlich schnell Wege, um diese lästigen Gebühren für die anderen Sehenswürdigkeiten in und um Mandalay zu umgehen.
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Mandalay Palace und Mandalay Hill |
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Teak-Brücke in Amarapura |
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Tempel in Mandalay |
Zu entdecken gab es in Mandalay ausserdem noch die Weltgrösste Teak-Brücke ("was für ein Rekord"), die Tempel auf dem "Sagaing Hill" sowie den "Mandalay Hill", von wo man eine tolle Aussicht auf die Stadt und die gesamte Region hat. Ausserdem gibt es unzählige Tempel und Stupas zu sehen.
Von Mandalay machte ich an einem Tag mit dem Pick-Up einen Ausflug nach "Pyin Oo Lwin" - ein Bergdorf, das ehemals eine britische Kolonie war. In luftiger, kühler Höhe gibt es viele Kolonialgebäude, Gärten sowie ein paar bescheidene Wasserfälle zu sehen. Dieser Abstecher in die Berge bleibt bei mir jedoch in schlechter Erinnerung, da ich (das erste Mal auf meiner Reise) so richtig an Durchfall, Übelkeit sowie Fieber leidete. Die dreistündige Rückfahrt mit dem Pick-Up nach Mandalay (eigequetscht zwischen den vielen Burmesen) wurde somit zu einer Zerreissprobe. Als ich dann endlich in Mandalay war, ging ich rund 13 Stunden schlafen und am nächsten Tag war glücklicherweise wieder alles gut!
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Prozession |
Bagan
Ich entschloss mich, Bagan mit der Fähre auf dem Irrawaddy-Fluss anzusteuern. Die Fähre verliess um sechs Uhr morgens Mandalay. Der Sonnenaufgang auf dem Irrawaddy-Fluss war spektakulär, allerdings wurde es gegen Mittag ziemlich heiss auf dem Deck, so dass ich nach 10 Stunden Fahrt froh war, endlich in Bagan aussteigen zu können.
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Sonnenaufgang am Irrawaddy-Fluss |
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Irrawaddy-Fluss |
Bagan war für mich eindeutig der Höhepunkt meiner Myanmar-Reise. Bagan besteht aus rund 2000 Pagoden, welche grösstenteils zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert erbaut wurden. Leider war es in Bagan nicht möglich, die Eintrittsgebühr zu umgehen - man konnte ohne den "Bagan-Pass" nicht in die Hotels von Bagan einchecken. Ausserdem wurden wir schon bei der Fähranlegestelle von den Ticketverkäufern belagert. Das mit Bagan ist eben auch eine etwas traurige Geschichte. Anscheinend wurde die Bevölkerung umgesiedelt, nur damit ein paar Luxusresorts mitten in den Tempelanlagen gebaut werden konnten - auch hier gilt es natürlich, nicht in diese Luxusresorts, welche grösstenteils der Regierung gehören, abzusteigen!
Am ersten Tag habe ich mir mit einem Pferdekarren die "besten" Tempel von Bagan angesehen. An den zwei nachfolgenden Tagen habe ich mir ein Fahrrad gemietet und die etwas abgelegeneren Tempel angesteuert. Dies hat sich definitiv gelohnt, denn so konnte ich auf dem "Sonnendeck" der abgelegenen Tempel - jenseits des Touristenstroms - die magischen Sonnenuntergänge über Bagan geniessen. Generell hatte ich den Eindruck, dass Bagan (wie auch andere Orte Myanmars) nicht allzu stark von Touristen frequentiert wird. Je nach politischer Situation kann sich das aber bald ändern, denn das Land hat ein riesengrosses Potential, was den Tourismus angeht.
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Bagan Overview |
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Buddha mit neuem Kopf |
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Bagan-Tempel |
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Sunset over Bagan |
2002 Wollte die UNESCO Bagan als Weltkulturerbe auf die Liste nehmen, allerdings erfüllt das Regime die Richtlinien für die Restaurierung der Tempel nicht. Ist bei einem Buddha beispielsweise der Kopf abgebrochen, so wird einfach ein neuer Kopf draufgesetzt oder gar ein neuer Buddha in den Tempel hineingepflanzt. Ausserdem werden viele alte Wandmalereien nicht richtig erhalten bzw. restauriert.
In der Nähe von Bagan befindet sich ein weiterer Tempel auf einem herausragenden Felsen - dem sogenannten Mount Popa. Die Aussicht auf diesem Berg ist zwar sehr schön, allerdings war ich schon etwas "ausgetempelt", denn ich hatte so viele Pagoden, Stupas und Buddhas gesehen, dass ich nicht mehr allzu stark beeindruckt war. Dafür haben die unzähligen Affen auf dem Mount Popa für Unterhaltung gesorgt...
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Mount Popa |
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Affen |
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Radwechsel |
Ngwe Saung Beach
Weil ich, wie bereits erwähnt, schon sehr viele Tempel gesehen hatte, ging ich die letzten vier Tage an den Strand, um die Eindrücke zu verarbeiten und etwas auszuruhen. Die Fahrt nach Ngwe Saung dauerte rund 18 Stunden. Dazwischen musste ich, zusammen mit einer Mitreisenden, den Busbahnhof wechseln. Es folgte (morgens um fünf Uhr) eine einstündige höllische Taxifahrt durch Yangon, die ich nie vergessen werde. Da können die Taxifahrer in Indien und Kairo sogleich die Koffer packen. Der Taxifahrer wippte die ganze Zeit auf dem Gas herum und war extrem nervös. Als ihm dann der erste Velofahrer in die Quere kam, hat er ihn sehr agressiv angeschrien. Dann wussten wir bereits, dass etwas nicht stimmte. Wir haben ihm somit gesagt, er solle etwas langsamer fahren. Leider konnte er kein Englisch, so dass er wahrscheinlich dachte, wir müssten so schnell wie möglich zum Busbahnhof. Er streckte danach seinen Kopf und einen Arm aus dem Fenster (immer noch wippend auf dem Gaspedal), um so eventuelle Velofahrer von der Strasse zu schreien und dies mit etwa "100 Sachen". Zudem war das Auto nicht mehr allzu neu (der Boden war teilweise durchgerostet). Unsere Mägen drehten sich gegen den Uhrzeigersinn, so dass wir bis zur Ankunft in Ngwe Saung keine Mahlzeit mehr brauchten.
In Ngwe Saung war dann vier Tage Erholung und "Nichtstun" angesagt. Dies war auch der ideale Strand dafür. Der kilometerlange, feinsandige Strand war grösstenteils menschenleer und es gab keine Wassersportaktivitäten - ausser schwimmen natürlich! Tja, dies ist halt immer noch Myanmar...
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Ngwe Saung Beach |
Zusammenfassend war Myanmar ein wirklich schönes Erlebnis und mit den Sehenswürdigkeiten kann das Land definitiv mit den anderen Südostasiatischen Ländern mithalten. Die Leute sind (wie mehrmals erwähnt) herzensgut. Ein derart ursprüngliches Land findet man im südostasiatischen Raum kaum mehr - einige ältere Reisende erzählten, dass Myanmar sei wie Thailand vor 30 - 40 Jahren. Ich hoffe, dass (bei einer eventuellen politischen Öffnung) Myanmar nicht derart von (Pauschal-)Touristen überlaufen wird wie Thailand, da dies auch auf die Menschen in diesem Land einen Einfluss haben wird. Das Land verliert dadurch immer etwas von der Ursprünglichkeit, die man als Reisender erfahren darf.