(ACHTUNG: Dieser Post ist nichts für schwache Nerven) :-)
In Makassar angekommen, bin ich gleich in einem Bugethotel abgestiegen - tja, es war wortwörtlich eine "Absteige" für umgerechnet nur 8 CHF pro Nacht. "You pay, what you get" - dies traf zumindest auf dieses Zimmer zu... Ich musste wieder mal erfahren, dass es sich lohnt, in solchen Städten etwas mehr für ein Hotelzimmer auszugeben. Und Makassar ist nicht wirklich eine allzu schöne Stadt - viel Verkehr, eine nichtexistente Abfallpolitk, strenge Gerüche und viele Leute. Ich musste feststellen, dass sich nur wenige Touristen in diese Stadt "verirren". So war ich immer im Mittelpunkt, wenn ich durch de Stadt schlenderte - die Leute starrten, lachten, staunten und in den Strassen hörte ich immer wieder "hello Mister, hello Mister".
Nach längerem Suchen habe ich dann doch noch einen Ort gefunden, wo ich den Tag in Makassar verbringen konnte: Das "Dutch Fort" wurde in der Kolonialzeit von den Holländern errichtet und ich fand dort eine renovierte Festungsanlage vor mit schönen Gärten. In einem Hinterhof des Forts habe ich dann auch ein paar Schachspieler kennengelernt, die den ganzen Tag nicht viel anderes machen, als sich gegenseitg zum Schachspiel herauszufordern. So ging es nicht lange, bis mich der erste Indonesier herausgefordert hat. In einem hart umkämpften Spiel habe ich dem guten Mann gezeigt, wie man richtig Schach spielt ;-) Die Einheimischen waren beeindruckt und somit musste ich gleich die nächste Herausforderung annehmen. Der Nachmittag in Makassar war gerettet! Nach dem Schachspiel hat eine Musikgruppe aus Sulawesi eine nette Musikperformance gegeben, so dass ich dann definitiv das Gefühl bekam, mitten in Indonesien angekommen zu sein. Hier ein kurzer Ausschnitt davon:
Nach zwei Nächten habe ich Makassar verlassen und bin nach Pantei Bira gereist - dies ist ein Strand etwa 180 Kilometer in südöstlicher Richtung von Makassar gelegen. Ich wusste, dass das indonesische Transportnetz nicht sehr gut ausgebaut ist, dass ich aber neun Stunden für diese Fahrt einplanen muss, habe ich auch erst erfahren, als es soweit war... in einem sogenannten Kijang (eine Art Vierrad-Jeep) bin ich, eingequetscht zwischen zehn Indonesiern, von Makassar losgefahren. So ungefähr 50 Kilometer vor dem Endziel meinte der Fahrer, ich müsse auf ein anderes Transportmittel - ein sogenanntes "Bemo" - wechseln. Dies war überhaupt nicht so vereinbart - ich hatte das erste Mal das Gefühl, dass es vielleicht doch schlau wäre, ein paar Worte Indonesisch sprechen zu können. Glücklicherweise habe ich mir schon in Neuseeland ein Lonely Planet-Taschenbuch "Indonesisch-Englisch" gekauft - damit sollte ich über die Runden kommen...
In Pantei Bira angekommen, nahm ich ein Bad im Meer und habe gemerkt, dass sich die Anreise gelohnt hat - glasklares Wasser, schneeweisser, weicher Sand sowie gute Schnorchel- und Tauchmöglichkeiten. Ich blieb dann gleich ein paar Nächte dort und habe mir auch einen Tauchausflug gegönnt. Der Tauchgang war einer der besten seit langem, jedoch liessen die Sicherheitsvorkehrungen des (einzigen) Tauchbetreibers in Pantei Bira viel zu wünschen übrig. Deshalb würde ich kein zweites Mal mit diesem Betreiber tauchen gehen. Wir sahen bei den beiden Tauchgängen mehrere (ziemlich aktive) Riffhaie und der Korallenbewuchs an der Steilwand war sagenhaft - es gab etliche Grossfische zu bestaunen. Das Tauchgebiet befindet sich in der Nähe eines tiefen Meeresgrabens, weshalb in diesen Gewässern auch Hammerhaie, Walhaie und Mondfische zu sehen sind - aber dazu braucht es eine gewisse Portion Glück. Pantei Bira ist übrigens sehr bekannt für seine Bootsbauer, die für ihre Boote nur Holznägel verwenden, welche sich dann im Wasser ausdehnen und das Boot fest zusammenhalten - ein rostfreies Boot sozusagen!
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Pantei Bira |
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Bootsbau in Pantei Bira |
Über Makassar bin ich dann nach Rantepao gefahren. Des liegt in den Bergen im Gebiet "Tana Toraja" und ist ein sehr spezieller Ort. Mein Reiseführer bringt es genau auf den Punkt, weshalb diese Region so speziell sein soll: "A trip to Tana Toraja is like a cultural documentary brought to life". Besser könnte ich es auch nicht umschreiben. Das Gebiet hat seine eigene Kultur innerhalb von Sulawesi entwickelt. Die Sprache der Menschen unterscheidet sich fundamental von der indonesischen Sprache, die Leute sind zu 90% Christen und der Baustil mit den schiffförmigen Häusern ist sowas von speziell. Doch dieser Teil von Sulawesi ist vor allem aufgrund der berühmt-berüchtigten Beerdigungszeremonien sehenswert. Diese stammen aus einer Zeit noch weit bevor das Christentum in Tana Toraja durch die Holländer eingeführt wurde. Natürlich wollte ich auch unbedingt eine Beerdigungszeremonie - oder zumindest einen Teil davon - sehen. Um zu verstehen, was bei einer Beerdigungszeremonie abgeht, ist es unbedingt erforderlich, einen lokalen Führer zu engagieren. Dieser kann auch die Kontakte zu Familien der Verstorbenen herstellen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich gleich am zweiten Tag an einer solchen Zeremonie teilnehmen konnte.
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Toraja-Dorf |
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Torajanischer Baustil |
Die Zeremonie findet meist eine längere Zeit später nach dem Ableben der entsprechenden Person statt. Bis zu dieser Zeremonie wird die verstorbene Person nur als "Krank" angesehen. Das heisst, der Körper wird im Haus der Familie aufbewahrt und konserviert - dies kann sich teils über mehrere Jahre hinziehen. Die Länge dieser Periode wird vor allem dadurch bestimmt, wie lange die Familie sparen muss, um sich die teure Beerdigungsfeier leisten zu können. Auch die Feier muss organisiert werden und alle Familienmitglieder müssen anwesend sein. Wenn es dann mal soweit ist, kann die eigentliche Zeremonie stattfinden. Am ersten Tag gibt es eine farbenfrohe Prozession, am zweiten Tag empfängt die Familie etliche Gäste und am dritten Tag findet dann schliesslich eine Tier-Opfergabe statt. Es werden viele temporäre Gebäulichkeiten - nur für diese Feier - errichtet. Da in Tana Toraja ein strenges Kastensystem herrscht, hängt das Ausmass einer Beerdigungszeremonie sowie die Anzahl der Büffel und Schweine, die geopfert werden, stark von den finanziellen Möglichkeiten der Familie ab.
Ich habe mit meinem "Guide" vereinbart, dass er mich um sieben Uhr morgens abholt, um zur Feier zu fahren. Ich konnte dem letzten Tag einer Beerdigungszeremonie (Tier-Opfergabe) beiwohnen. Die Szenerie, die sich mir irgendwo mitten im Busch auf einem kleinen Hügel bot, war sehr sonderbar. Die Familie des Verstorbenen hat drei Büffel sowie etwa ein halbes Dutzend Schweine für die Tier-Opfergabe zur Verfügung gestellt. Dies war vergleichsweise wenig, da diese Familie dem unteren Mittelstand angehörte. Für meine Nerven war as jedoch schon mehr als genug. Auf einem speziell dafür hergerichteten Platz wurden die Kehlen der Büffel und Schweine aufgeschnitten. Die Tiere wurden auf der Stelle ausgenommen und zu Kleinteilen verarbeitet. Die Büffel wurden zuerst gehäutet und der Kopf abgeschnitten (die Büffelhörner werden jeweils an die Häuser gehängt und sind hier wichtiges Statussymbol). Das Fleisch wird immer nach einem speziellen Verteilschlüssel aufgeteilt. Die Schweine werden sofort verarbeitet und gegessen. In Bambusrohren wird meist das Blut der Schweine aufgefangen und zusammen mit dem Schweinefleisch, Kokosmilch und etwas Gewürz direkt auf dem Feuer gekocht. Als mir etwas von dieser "Köstlichkeit" angeboten wurde, habe ich bestimmt aber freundlich abgelehnt. Ich war dann (zumindest für den Rest des Tages) Vegetarier. Als ich auf dem Platz die Kinder mit den Hufen der Büffel spielen sah, war die Verwirrung in meinem Kopf perfekt und ich hatte einen regelrechten Kulturschock, was ich zu diesem späten Zeitpunkt meiner Reise nicht mehr erwartet hätte. Hier ein paar Eindrücke, die jedoch das Erlebte nicht ansatzmässig beschreiben können (ich verzichte darauf, die "ungemütlichsten Bilder" zu veröffentlichen).
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"Special Toy" |
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Schwein auf dem Weg zum Schlachtplatz |
Der Führer hat mir natürlich die Geschichte sowie den Grund für diese Opfergaben erklärt. Die Torajaner glauben, dass die Geister der Tiere den Verstorbenen ins Paradies - ein ganz spezieller Ort im Süden von Tana Toraja - begleiten. Diese Geister kommen danach zurück auf die Erde, um die Familie zu beschützen. Nun verstand ich auch, weshalb diese Tier-Opfergaben so wichtig sind und die Familien so lange sparen und planen, um die Beerdigung durchführen zu können. Ohne "richtige" Beerdigung wird viel Unglück die Familie des Verstorbenen heimsuchen - so jedenfalls die Aussagen meines Guides. Schwer beeindruckt und etwas schockiert verliess ich dann den Schauplatz der Zeremonie.
Die Gräber der gehobeneren Bevölkerungsschicht in Toraja werden in Fels gehauen und eine Holzpuppe (die dem Verstorbenen ähnlich sein soll) wird in den Fels gesetzt. Es gibt hier in Toraja auch ganze Höhlen, die zu Familiengräber umfunktioniert wurden. Da die Särge meist schon verrottet oder auseinandergefallen sind, kommen in diesen Höhen haufenweise Knochen und Schädel zum Vorschein - schon etwas "grauslig". Beeindruckend fand ich aber die Geschichte der "Baby-Graves". Verstorbene Babys, welche noch keine Milchzähne hatten, wurden bis vor einigen Jahrzehnten in einem von Menschenhand ausgehöhlten Baum "begraben" (oder wie soll man dazu sagen...?). Man glaubte, dass die Babys mit dem Baum "mitwachsen" und das weisse Harz (welches Milch darstellen soll) die Babys nährt.
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Toraja-Felsengräber |
"A trip to Tana Toraja is like a cultural documentary brought to life" - ich hoffe, ich konnte ein wenig näher bringen, weshalb dies so stark auf Tana Toraja zutrifft. Allerdings muss man Tana Toraja mit all den Menschen und Eindrücken erlebt haben, um nur ansatzmässig verstehen zu können, was hier abgeht. Schwer beinruckt verlase ich morgen Tana Toraja und begebe mich (laaaaaaangsam - denn schnell geht hier nix) in den Norden Sulawesi's.
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Trekkingtour durch Reisterrassen |