Freitag, 11. Februar 2011

"Ärger" in Kuala Lumpur

Seit ein paar Tagen bin ich nun in Kuala Lumpur, um mein Visum für Myanmar zu organisieren - eine etwas komplizierte Geschichte. Jedenfalls habe ich jetzt endlich das Visum und fliege bereits morgen nach Yangon. Ich habe erst vor einigen Tagen entschieden, nun doch nach Myanmar zu gehen. Es ist nämlich umstritten ob man dieses Land besuchen sollte oder nicht. Es wird seit einigen Jahren zu einem Tourismus-Boykott aufgerufen, da mit den Tourismusgelder angeblich das unerbittliche Militärregime in Myanmar unterstützt wird. Auf der anderen Seite jedoch kommen mit den Touristen auch Informationen von der "anderen Welt jenseits von Myanmar" in das Land, was der Abschottung des Landes etwas entgegenwirken könnte. Wem man nun wirklich seinen Glauben schenken soll und was nun richtig ist, ist schwierig zu sagen und muss jede(r)(potentielle(r)) Myanmar-Reisende(r) für sich selber entscheiden. Das Geld, das man als Tourist in Myanmar ausgibt wird sicher nicht zu 100% der Lokalbevölkerung zugute kommen, da oft sogenannte "Touristensteuern" erhoben werden oder Hotels, Sehenswürdigkeiten, Transport etc. von der Regierung "betrieben" werden. Mein Reiseführer (Lonely Planet - ein bisschen Werbung muss sein...) ist darauf ausgerichtet, die Reise so zu gestalten, dass derjenige Teil des Geldes, welches der Regierung zugute kommt, minimiert wird. Ausserdem denke ich, dass ein Travel-Boykott nur dazu führt, dass die Bevölkerung, welche vom Individualtourismus abhängig ist, noch mehr ausgehungert wird. Ich denke, es ist möglich, Myanmar zu besuchen, ohne die Regierung allzu stark finanziell unterstützen zu müssen.

Leider ist mir im Metro in Kuala Lumpur das Portemonnaie mit Karten etc. geklaut worden. Sogennante "Trickdiebe" haben das Gedränge der Stosszeit ausgenutzt, um unbemerkt an meine Hosentasche zu kommen. Ziemlich ärgerlich das Ganze. So konnte ich Kuala Lumpur leider nicht wirklich geniessen, aber trotzdem habe ich noch ein Foto von den eindrücklichen Petronas-Towers geschossen:

Petronas-Towers

Wegen der Internetzensur in Myanmar wird es vielleicht nicht möglich sein, in den Blog zu schreiben oder zumindest wahrheitsgetreu von Myanmar berichten zu können. Ich werde aber spätestens in Thailand (in ca. drei Wochen) meine Erfahrungen in diesem Blog posten. Bis dann also...!






Montag, 7. Februar 2011

”Tempelwoche”

Nachdem ich mich in Kovalam etwas ausgeruht habe, begab ich mich wiederum auf die (Weiter-)Reise durch Südindien. Mit dem Zug fuhr ich bis nach Kanyakumari – der Südspitze Indiens. Dort gibt es am (sowie im) Meer etliche Monumente und Tempel zu bewundern. Die Stadt ist jedoch ziemlich trostlos. Sie besteht vor allem aus Hotels sowie einem grossen Basar, wo lauter “Ramsch” verkauft wird. Dies war auch der Grund, weshalb ich nach einem Tag bereits wieder abgereist bin.

Kanyakumari
Ich schnappte mir gleich den ersten Zug am nächsten Morgen, um nach Tiruchirappalli (auch: “Trichy”) zu gelangen. Leider gab es in Madurai keinen Anschlusszug und auf eine lange Fahrt im Bus hatte ich keine Lust, so dass ich einen Tag in Madurai verbrachte. Dies war eine sehr gute Entscheidung, denn in Madurai befindet sich eine bekannte, sehr sehenswerte Tempelanlage. Ich wusste natürlich, dass es diese Tempelanlage gibt, aber es haben mir zwei deutsche Touristen davon abgeraten, nach Madurai zu gehen und stattdessen Trichy zu besuchen, da dort der grösste Tempel Südinsiens sei. Ich musste aber feststellen, dass der grössere Tempel nicht der bessere Tempel ist. Ich fand den Tempel in Madurai viel farbenprächtiger und interessanter als der Tempel in Trichy (obwohl dieser natürlich auch beeindruckend ist), so dass ich froh war, dort unfreiwillig gestrandet zu sein. Tja, offenbar sind die Geschmäcker verschieden. Zudem spielen hier auch die Erwartungen eine Rolle: Meine Erwartungen von Madurai waren - aufgrund der Berichte anderer Leute - tief, ich wurde jedoch positiv überrascht. Zudem stellte ich nach Madurai hohe Erwartungen an den Tempel von Trichy. Somit hatte es der Tempel von Trichy nicht leicht, mich zu beeindrucken. Am besten ist es, einfach auf sich selbst zu hören und eventuell noch auf einen guten Reiseführer (Lonely Planet etc.). Und manchmal stosst man auf Überraschungen, wenn man das Reisen einfach dem Zufall überlässt.

Madurai
Trichy
Ich nutzte Trichy als Basis, um Thanjavur zu erkunden. Tanjavur ist ein kleinerer Ort als Trichy (“nur” etwa so gross wie Zürich!!). In diesem Ort befindet sich der Brihadeeswarar Tempel. Dieser wurde vor rund 1000 Jahren erbaut und ist (wie viele Sehenswürdigkeiten in Indien) UNESCO-Welterbe. Der Tempel ist (für sein Alter) sehr gut erhalten und auf jeden Fall sehenswert. In der Nähe des Tempels kann man auch den “Maratha-Palace“ besichtigen. Dieser wurde irgendwann im 16. Jahrhundert erbaut und immer wieder erweitert. Die architektonischen Stile sind (soweit ich das beurteilen kann) sehr speziell, was die Besichtigung der Anlage sehr spannend macht. In jeder Ecke, auf jeder Etage und in jedem Raum gibt es etwas Interessantes zu entdecken.

Brihadeeswarar Tempel
Maratha-Palace 1
Maratha-Palace 2
Die letzten Tage in Indien geniesse ich nun in Mamallapuram, etwa 50 km südlich von Chennai. Auch hier gibt es Tempel und Felsschnitzereien zu sehen, welche zum Teil bis ins 7. Jahrhundert zurückdatieren. Der Hauptberuf der Männer in diesem Ort scheint Steinmetz zu sein. Ein Einheimischer, selber Steinmetz von Beruf (was denn sonst!), hat mir erklärt, dass dies historisch so “gewachsen” sei und somit beinahe jeder Sohn in einer “Mamallapuram-Familie“ diesen Beruf erlerne. Ausserdem befindet sich hier eine Schule, in der man angeblich Steinmetz “studieren” könne. Die Steine kommen allerdings nicht aus der Gegend, sondern werden von ganz Indien nach Mamallapuram transportiert. Die Landschaft rund um Mamallapuram ist ebenfalls sehenswert, mit den Granitfelsen, Reisfeldern, Backwaters und Stränden.

Mamallapuram 1
Mamallapuram 2

Morgen werde ich schon wieder in ein Flugzeug steigen und nach Kuala Lumpur fliegen. Südindien hat mir zu einem grossen Teil sehr gut gefallen. Die kulturellen Schätze In diesem Land sind absolut sehenswert. Aber auch die Natur hat hier einiges zu bieten, wenn ich beispielsweise an die Backwaters von Kerala oder die vielen Wildlife-Parks denke. Ein weiteres Highlight ist das Essen – nur deswegen lohnt sich schon ein Trip nach Indien. In allen Restaurants, Strassenständen, Homestays und Hotels in denen Ich gegessen habe, gab es ausnahmslos delikate (und zudem noch günstige) Mahlzeiten. Auch das Preis-Leistungs-Verhältnis ist absolut unschlagbar – es ist einfach alles günstig und teilweise lohnt es sich fast nicht, mit den Indern um die Preise zu feilschen bzw. lange zu verhandeln.

Trotz all den positiven Eindrücken, gab es einiges, das ich nicht so toll fand: Man merkt hier in Indien eindeutig, dass die Bevölkerungsdichte an gewissen Orten ziemlich hoch ist. Die Städte sind sehr hektisch, die Busse meistens rappelvoll und bei den Sehenswürdigkeiten ist man gewiss nicht alleine. In diesem Zusammenhang muss man sich auch an das indische “Schlangestehen” (z.B. am Bahnschalter) gewöhnen. Es wird gedrängelt und gestossen, wie es nur geht. Da bleibt einem fast keine andere Wahl, als ebenfalls mitzumachen. Das Schöne ist, dass die meisten Inder, welche mit Touristen Kontakt haben, sich dieser “Problematik” bewusst sind. So wird man als Ausländer hier oft sehr respektvoll behandelt und teilweise sogar bevorzugt. Als ich vor ein paar Tagen mit etwa acht anderen Touristen in die “General Class” eines Zuges einstieg, hat der Schaffner alle Inder vom Eisteigen ferngehalten, so dass wir uns zuerst einen Platz schnappen konnten. Etwa eine Minute später hat der Schaffner den Zugwaggon für die restlichen Passagiere freigegeben, welche den Zug sogleich stürmten, als ob es um ihr Leben ging. Uns bot sich ein herrliches Schauspiel, das wir uns bequem vom Zugsitz anschauen konnten.

Ebenfalls störend fand ich, dass es beim Kontakt mit Einheimischen zu etwa 80% ums Geld geht. Die Gespräche fangen immer mit den gleichen Sätzen an, wie “Woher kommst du?”, “Wie lange bist du in Indien?” oder “Wie heisst du?”. Irgendwann wird man dann gefragt, ob man was kaufen möchte… Ja, hier dreht sich sehr vieles ums “Geschäft”. Ich konnte nur mit wenigen Indern ein Gespräch führen, wo es nicht darum ging, etwas zu (ver)kaufen oder irgendwelche “Tourist-Guide-Services” in Anspruch zu nehmen. Trotzdem würde ich wieder nach Indien zurückkommen, denn die positiven Eindrücke überwiegen eindeutig - allerdings genügt mir jeweils einen Monat! Und wenn ich mir die Landkarte von Indien anschaue, wird es mir erst jetzt bewusst, wie gross das Land ist. Von diesem riesengrossen Subkontinent habe ich nur einen kleinen Teil bereist und es gäbe noch viel, viel mehr zu sehen.

Immer wieder schön: Kuh auf Strasse
Wo es demnächst genau hingehen soll, werde ich in Kuala Lumpur “herausfinden”, da ich dort noch einige Visa-Formalitäten erledigen bzw. klären muss. Die nächste Reisedestination in Südostasien steht also noch nicht endgültig fest!