Freitag, 1. Juli 2011

Auf dem Feuerring

Von Surabaya aus startete ich meine Vulkanexpedition durch eine der geologisch aktivsten Gebiete der Erde. Surabaya im Osten Javas ist die zweitgrösste Stadt Indonesiens (nach Jakarta). Allerdings ist Surabaya nicht allzu interessant zu besichtigen - (zu) viel Verkehr, viele Häuser und etliche Shopping-Malls. Trotzdem musste ich "transithalber" eine Nacht in dieser Stadt verbringen, bevor ich mit Zug und Bus zum vielleicht bekanntesten Vulkan Indonesiens "Bromo" reiste.

Etwa sieben Kilometer vor Cemoro Lawang - dem Ausgangspunkt für die Wanderung zum Bromo-Vulkan - wollte der Busfahrer nicht mehr weiterfahren und sagte mir "bus finish here". Er zeigte mir ein Hotel und meinte, ich solle da übernachten - Touristenfalle! Nach langen Diskussionen und einem "Sitzstreik" im Bus ist er schlussendlich dann doch zwängelnd nach Cemoro Lawang gefahren. Natürlich hatte er keine Freude, dass er sich nun die Kommission vom Hotel ans Bein streichen konnte. Die Bromo-Region ist ein grosses Touristenmagnet und alle versuchen, die wenigen individuell reisenden Touristen irgendwie in eine "package tour" einzuschleusen. Schätzungsweise 90% der Bromo-Besucher waren mit einer solchen (etwas stressigen) Tour unterwegs. Deshalb ist jeden Tag von etwa vier bis zehn Uhr morgens die Hölle los in Cemoro Lawang - diesem kleinen, netten Bergdorf am Rande der riesigen Caldera der Bromo-Vulkanregion. Wenn man allerdings nicht auf einer solchen Tour unterwegs ist und die Region um Bromo ausserhalb dieser Uhrzeiten besucht, herrscht gähnende Leere und eine magische Stille, so dass ich Bromo doch noch geniessen konnte.

Bromo 1
Balinesischer Tempel am Fusse des Vulkans

Der Vulkan Bromo ist vor einigen Monaten ausgebrochen und spukt momentan alle paar Minuten eine grosse Aschewolke aus. Das sonst sehr grüne Gebiet um den Vulkan hat sich deshalb in eine Aschewüste verwandelt und war somit vornehmlich grau. Die Asche wird höchstwahrscheinlich erst wieder mit der nächsten Regenzeit verschwinden. Trotzdem liess ich es mir nicht entgehen, bewaffnet mit einer Schutzmaske, den Krater des Vulkans hinaufzusteigen. Die Aussicht war toll, doch noch viel beeindruckender war die deutlich spürbare Aktivität des Vulkans: Im Krater grollte und donnerte es und die Asche flog mehrere hundert Meter in die Höhe. Teilweise flog noch Lava in die Luft, allerdings bis weit unter den Kraterrand. Ich fragte mich, wie sicher es eigentlich ist, sich dort aufzuhalten - einige Indonesier schüttelten bedenkenlos den Kopf und meinten "no problem", andere hingegen sagten, sie würden momentan nicht auf den Kraterrand hinaufklettern. Obwohl der Kraterrand offiziell für Touristen "geöffnet" war, weiss man ja nie hier in Indonesien... Am nächsten Tag habe ich ein paar kleinere Wanderungen zu Aussichtspunkten unternommen, wobei die Bedingungen mit der vielen Asche in der Luft nicht sehr optimal dafür waren.

Bromo 2
Bromo 3

Der zweite Teil meiner Vulkan-Expedition führte mich zum Vulkan "Ijen". Auch dieser Ort wird fast ausschliesslich von Tour-Gruppen besucht und auch hier hat man ausserhalb der "Ansturmzeiten" (die ebenfalls am Morgen früh sind) seine Ruhe. Die Anfahrt nach Sempol (Ausgangspunkt für Ijen) war mit dem Lokaltransport doch eher "speziell": In einem 14-Plätzer Minibus fuhr ich mit 22 anderen Indonesiern in einem extrem langsamen Tempo die schlecht-beschaffene Strasse den Berg hinauf. Für die rund 50 Kilometer von Bondowoso brauchten wir etwa dreieinhalb Stunden dafür. Der Fahrer liess es sich auf halbem Weg dann auch nicht nehmen, eine Mittagspause einzulegen (und die Passagiere im Minibus warten zu lassen), um sein Nasi Goreng zu futtern. Aber diese schmerzvolle Fahrt hatte dann auch irgendwann einmal ein Ende (Ich war übrigens sehr froh, dass mich zwei Indonesier mit einem Pick-Up am Tag nach der Ijen-Besichtigung wieder nach Bondowoso fuhren).

Von Sempol aus bin ich mit einem Motorrad zum Fusse des Ijen gefahren, von wo ich die restlichen drei Kilometer steil bergauf zum Kraterrand gelaufen bin. Die Wanderung führte durch einen netten Dschungel in luftige Höhen, von wo ich eine spektakuläre Aussicht auf den türkisfarbenen Kratersee und die Berg- und Vulkanlandschaft rund um Ijen geniessen konnte. Doch viel mehr hat mich etwas anderes beeindruckt: Im Krater des Vulkans bauen Minenarbeiter mit einfachsten Mitteln Schwefelgestein ab. Sie füllen dabei ihre geflochtenen Bambuskörbe mit etwa 80-90 Kilogramm Schwefel und laufen damit den steilen Krater hoch und die drei Kilometer zum Fusse des Vulkans hinunter. Rund vier Stunden braucht ein Minenarbeiter, um seine Ladung ins Tal zu transportieren und verdient dabei umgerechnet rund sechs Rappen pro Kilogramm! Die Arbeiter sind meist in einfachen Gummistiefeln oder gar Flip-Flops unterwegs und tragen oft keine Schutzmaske, um sich gegen den atemraubenden Schwefelrauch zu schützen. Ich habe noch nie eine solch harte und vollkommen verrückte Arbeit gesehen, die diese Menschen in Ijen verrichten - absolut "crazy".

Kawah Ijen
Schwere Last

Nach meiner Vulkanexpedition auf Java nahm ich die Fähre nach Bali, wo ich mich ein paar Tage in Pemuteran von der Asche- und Schwefelluft erholte. Da sich gleich in der Nähe der Insel Menjangan (bei Pemuteran) ein Meeresnationalpark befindet, war ich an einem Tag auf "Tauchgang". Es war ganz schön, aber nicht mit den super Tauchplätzen, die ich in Sulawesi gesehen habe vergleichbar.

Pulau Menjangan (Bali)
:-)